Rinderhaltung auf HOFGUT RUDLOS
Auf Hofgut Rudlos halten wir Mutterkühe. Mutterkühe sind Fleischrinder. Das heißt, dass wir unsere Kühe nicht melken, sondern die Milch der Mutterkühe ist ausschließlich für die Kälber.
Viele verwenden den Begriff "Kuh" oft als Überbegriff und meinen damit alles, was beim Bauern "Muh" macht.
Genau genommen ist eine Kuh immer erst dann eine Kuh, wenn sie Mutter ist, sprich: ein Kalb geboren hat. Und erst als Mutter gibt sie Milch (insofern sind die meisten Rinder, die man so zu sehen bekommt auch tatsächlich Kühe).
Männliche Kälber bezeichnet man als Bullenkälber. Werden sie zur Mast herangezogen, nennt man sie Fresser oder einfach Mastbullen. Für die Zucht und Vermehrung nennt man sie später Jungbullen, Deckbullen oder Zuchtbullen; sind sie betagt bezeichnet man sie als Altbullen. Im Süddeutschen Raum werden die männlichen Rinder zumeist Stiere genannt, was im Ergebnis das selbe ist. Anders verhält es sich mit dem Ochsen. Das ist ein kastrierter Stier/Bulle.
Weibliche Kälber heißen Kuhkälber, später Jungrinder, Färsen oder einfach nur "Rinder". Bekommt die Färse / das Rind ihr erstes Kalb, erst dann wird sie zur Kuh. Manches Rind endet aber schon vorher als Mastrind auf der Schlachtbank. Das gehört nun mal dazu.
Würden wir keine Tiere schlachten, wären zum einen irgendwann alle Ställe voll und zum Anderen wären wir pleite. Schließlich erzielen wir einen Teil unseres Einkommens mit dem Verkauf von Tieren und Fleisch.
Jede Kuh soll jährlich ein gesundes Kalb zur Welt bringen. Das Kalb bleibt bis zum Absetzen mit etwa 7 Monaten bei der Mutter, so dass sich die natürliche Mutter-Kalb-Beziehung entwickeln kann.
Der Großteil dieser Kälber geht nach dem Absetzen in die Mast, bis sie ihr Schlachtgewicht erreicht haben. Dann dienen sie als Fleischlieferant. Ein Teil der weiblichen Kälber wird zur eigenen Nachzucht behalten, um kranke Kühe oder Altkühe, die keine Kälber mehr großziehen können, zu ersetzen.
Mutterkuhhaltung hat in Rudlos Tradition. Von 1997 bis Ende 2009 wurden durchgehend bis zu 300 Mutterkühe der Rassen Deutsch Angus und Fleckvieh-Fleisch mit Nachzucht gehalten. Da war das Hofgut ein Lehr- und Versuchsbetrieb der Uni Gießen (siehe "Hofgeschichte"). Zurzeit werden etwa 35 Mutterkühe gehalten und der Betrieb wird privatwirtschaftlich geführt.
Als Relikt dieser Zeit ist unsere Haupt-Rasse die Rasse Fleckvieh-Fleisch (FLF, auch Simmentaler genannt). Auch haben wir immer noch einige Kühe der Rasse Deutsch Angus (DA) und einige Kreuzungskühe, deren Mütter DA-Kühe und Väter FLF-Stiere sind. So kreuzen wir auch andere Rassen ein, um insbesondere die Mastleistrung zu verbessern. Zur Zeit ist das ein Bulle der Rasse Blonde d'Aquitaine (BA).
Zwischen Mutterkuhhaltung und Milchviehhaltung gibt es große Unterschiede. Bei der Mutterkuhhaltung bleibt das Kalb bei der Mutter und mit den anderen Kühen und Kälbern in der Herde. Ein natürliches Herdenverhalten bildet sich heraus. Im Winter sind die Tiere in großzügigen Laufställen untergebracht, die stets mit frischem Stroh eingestreut sind und durch eine offene Stallseite ein behagliches Stallklima mit frischer Luft liefern. Im Sommerhalbjahr sind sie auf der Weide, dem denkbar natürlichsten Aufenthaltsort eines Rindviehs.
Milchkühen hingegen wird nach der Geburt das Kalb weg genommen, egal ob konventionell oder Bio. Die Kuh wird fortan im Melkstand oder per Melkroboter gemolken; das Kalb wird vom Menschen getränkt und aufgezogen. Die meisten konventionell gehaltenen Milchkühe verbleiben auch im Sommer im Stall, da es wirtschaftlicher ist, ggf. Grünfutter zu mähen und den Tieren vorzulegen, als sie zweimal täglich vom Stall auf die Weide und zurück zu treiben. Bio-Kühe müssen sommers auf die Weide geführt werden.